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Karlstein ist wie Wein. Die Jahre haben ihr nichts an ihrer Schönheit genommen, aber genau umgekehrt. Sie gedieh zu einer majestätischen Sehenswürdigkeit, die jedes Jahr Tausende von Besuchern willkommen heißt. Mit Ihrer farbigen Geschichte sind viele Namen, Titel, Sachen und Begriffe verbunden; wir wählen nur das Interessanteste.
Die mittelalterliche Bezeichnung unserer Länder, die wir noch aus der Schule kennen, erstand in demselben Jahr wie Karlstein. Böhmen erlebte damals seine Blütezeit. Seine Verdienste hat hier der elfte böhmische König, der König der Lombardei, der römische Kaiser und Graf von Luxemburg, unser Heimatsvater – Karl IV. Es war ein gebildeter und weiser Herrscher; konnte deutsch, französisch, lateinisch, italienisch und (nachdem er vom französischen Hof zurück kehrte, wo er zur Ausbildung geschickt wurde) auch tschechisch. Er ließ den St. Veitsdom und die Steinbrücke bauen, gründete die Prager Neustadt und die Universität. Bis dahin wurde es uns in der Schule richtig beigebracht :) Es stimmt aber nicht ganz, dass Karl IV. ein friedlicher Mensch war und keine Kriege führte. Er mochte Ritterringen und Turniere und nahm an ihnen auch danach teil, als er vom Papst für „für den König unpassendes Verhalten“ getadelt wurde. Den Ländern der Bömischen Krone ist nie so gut ergangen.
Karl IV. war in seiner Zeit ziemlich groß - 173cm. Er hatte eine muskulöse, robuste Figur, dazu herrschte er über das ganze Heilige Römische Reich, es ist dann kein Wunder, dass die Frauen ihn sehr begehrten. Er hatte insgesammt vier Ehefrauen, von denen wurde Alžbìta Pomoøanská die bekannteste. Sie war angeblich außergewöhnlich kräftig und eiserne Barren konnte sie mit bloßen Händen biegen. Über die Liebe zu ihrem Gatten erzählt Jaroslav Vrchlický in seinem Lustspiel Die Nacht auf Karlstein. Wir können es dem König nicht übel nehmen, dass er gleich nach dem Tod einer Frau die nächste heiratete. Diesmal ging es um einen weisen politischen Zug: es ist doch besser neue Ländereien durch Mitgift zu gewinnen als um sie Kriege zu führen?!
Karl IV. wurde nach dem Tod seines Vaters Jan von Luxembursg zum König. Im Jahre 1347 wurde er gemeinsam mit seiner Frau Blanka von Valois gekrönt. Zu diesem Anlass ließ er die königliche heilige Wenzels Krone anfertigen. Die war gewisse Zeit auf Karlstein, heutzutage befindet sie sich im St. Veitsdom auf der Prager Burg. Sieben Vorgesetzte der Tschechischen Republik haben jeweils einen Schlüssel zur Kammer, in der sie aufbewahrt ist. Manche müssen sich bücken, um den Schloss zu öffnen. Die Krone wurde aus vierundzwanzig Karaten angefertigt und wiegt zweieinhalb Kilo. Sie wird mit neunzehn Safiren, vierundzwanzig Spinellen, Rubinen, dreißig Smaragden und zwanzig Perlen geschmückt. Auch wenn das Kleinod verkaufbar wäre, den Preis könnte niemand angeben. Der historische Wert ist viel höher als der Preis für die Arbeit der mittelalterlichen Goldschmiede mit dem Rohstoff zusammen. Aufzählen kann man nur den Preis der Replik, die in Karlsteiner Schatzkammer aufbewahrt ist – über eine Million Kronen.